Die Fliege und die Kirsche
Diese Fabel entstand im Juli 2021 während der Digitalen Schreibwerkstatt am Naturkundemuseum Berlin unter der Leitung von Dr. Antonia Rötger. Mit Freude an der Natur, ihren Wundern und mit Spaß am geschriebenen Wort durfte ich an dieser Online-Veranstaltung teilnehmen. Weitere Informationen über die Digitale Schreibwerkstatt finden sich auf der Museumswebsite www.museumfuernaturkunde.berlin.
Die Fabel „Die Fliege und die Kirsche“
Eine kleine Fliege flog genüsslich durch die Sommersonne. Die Lichtstrahlen waren golden, voller Kraft und Wärme. Das beflügelte die kleine Fliege im wahrsten Sinn des Wortes: Wie eine grazile Lufttänzerin berührte sie sanft das Sonnenparkett. Als die Fliege durch ihre bunt schimmernden Facettenaugen einen Kirschbaum auf ihrer Flugbahn erblickte, freute sie sich auf einen gemütlichen Pausenplatz. Doch sie musste plötzlich vor Schreck ihren Flug abbremsen und blieb vor einer knallroten Kirsche schwebend in der Luft stehen.
Die knallrote Kirsche lachte die kleine Fliege lauthals aus: Hahaha, schaut her, da kommt eine Fliege und denkt, dass sie sich gleich auf uns Kirschen setzen darf. Mit ihren kleinen dreckigen Füßen möchte dieses hässliche Flugobjekt auf meiner wunderschönen Kirschhaut landen. Doch ich habe es nicht nötig, derartig schmutzige Gäste zu empfangen. Ich, die knackige Süßkirsche, weiß mich zu wehren. Du, du dreckige Fliege, wirst auf mir ausrutschen!
Die kleine Fliege wusste nicht, wie ihr geschah als es plötzlich zu regnen anfing. Sie flog im Zickzack hin und her, um den Regentropfen auszuweichen. Denn eins hatte sie gelernt: Wenn eine Fliege von einem Wassertropfen getroffen wird, dann gehen alle Lichter aus, für immer!
Auf der knallroten Kirsche sammelten sich schon erste Regentropfen, doch das pralle, mit Zucker schwangere Obst schüttelte sich vor lauter Lachen: Hahaha, jetzt fliegt die dreckige Fliege auch noch wie wild umher. Sie will sich wohl nicht sauber waschen lassen vom Regen! Hahaha!
Da knallte es plötzlich laut – wie aus heiterem Himmel – und die zuckersüße Kirsche war aufgeplatzt. Ihr Fruchtfleisch quoll aus ihrem Inneren und rote Tropfen plumpsten durch den Sommerregen auf den Boden. Unter dem Kirschbaum bildete sich ein kleiner roter See, der an die nun still gewordene Kirsche erinnerte. Die kleine Fliege guckte leicht verdutzt, doch dann schlürfte sie genüsslich an dem Kirschcocktail. „Mmmh, lecker!“ summte sie vor sich hin. „Regen kann eben auch Gutes bringen!“
Und die Moral von der Geschicht: Hochmut kommt vor dem Fall! Oder biologisch ausgedrückt: Osmose kann tödlich sein!
1 Kommentar
Mein Verlagsjahr: Edition 2021 - WÜRTZ MEDIA - Verlag Kathrin Rosi Würtz · Oktober 24, 2023 um 10:18 am
[…] Die Fabel „Die Fliege und die Kirsche“ ist im Rahmen der Digitalen Schreibwerkstatt (Museum für Naturkunde Berlin) im Juli 2021 entstanden. Der Text ist meine erste Fabel und vielleicht für den Einen oder die Andere zu makaber. Aber lest selbst und bildet euch euer eigenes Urteil: wuertz-media.de/fabel-die-fliege-und-die-kirsche […]
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